Tätigkeitsbericht 2022
AWO Krebsberatung Schönkirchen |
Tätigkeitsbericht 2022 |
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Kontakt: AWO Krebsberatung, Claudia Artz 04348/917323; |
Inhalt
Tumorerkrankungen gem. ADT/GEKID
Anliegen (nach BAK) – Klient*innen
Die AWO Krebsberatung
Träger
Der AWO Kreisverband Plön e.V. ist ein Mitgliederverband und konfessionell und parteipolitisch ungebunden. Er verbindet ehrenamtliche mit hauptamtlichen Strukturen und ist auf dieser Basis Träger verschiedener sozialer Dienste und Einrichtungen.
Lage/Ausstattung
Die AWO Krebsberatung wurde 1989 gegründet. Sie befindet sich – neben anderen sozialen Diensten – in der Geschäftsstelle des Kreisverbandes in der Gemeinde Schönkirchen im Landkreis Plön. Sie ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und hat einen barrierefreien Zugang. Die Beratungsstelle verfügt über einen eigenen Büro- und Beratungsraum mit den üblichen Arbeitsmitteln. Zur Verfügung stehen im Haus Gruppenräume und eine Küche.
Die Krebsberatung ist über Email sowie telefonisch erreichbar und verfügt und über einen eigenen Anrufbeantworter sowie ein Mobiltelefon. Der Anrufbeantworter wird, auch per Fernabfrage, regelmäßig abgehört.
Die Beratungsstelle ist an drei Tagen in der Woche besetzt – abhängig von der Anzahl und Logistik der anfallenden Hausbesuche.
Die Krebsberatung ist derzeit mit einer Diplom-Sozialpädagogin mit 20 Wochenstunden besetzt. Neben dieser Grundqualifikation verfügt die Mitarbeiterin über Zusatzausbildungenen in Systemischer Beratung (SG) und Therapie sowie als Resilienztrainerin. Von Januar 2023 – Januar 2024 absolviert sie eine zertifizierte Weiterbildung zur Psychoonkologin (WPO).
Finanzierung
Die Beratungsstelle wird finanziert vom GKV Spitzenverband, dem PKV Verband, dem Land Schleswig Holstein, dem Kreis Plön und der Gemeinde Schönkirchen.
Ausgangslage
Im Verlauf einer Krebserkrankung und deren Behandlung können sich existenzielle Fragen ebenso aufdrängen wie lebenspraktische und sozioökonomische Einschnitte und Einbußen. Die Begegnung mit der Diagnose und Erkrankung kann Gefühle von Verunsicherung, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein auslösen. In dieser Situation können die Menschen sich überfordert sehen, sich in den vorhandenen Versorgungsstrukturen zurechtzufinden, medizinische Aussagen zu verstehen und für sich angemessene Entscheidungen zu treffen.
Die mit der Erkrankung und Therapie einhergehenden Einschnitte und Veränderungen können Auswirkungen sowohl auf die Erkrankten als auch auf ihre familiären und außerfamiliären Systeme haben. Sie können zu Verunsicherungen und als sehr belastend erlebten Veränderungen in Umgang und Kommunikation führen und gegenseitige Gefühle von Schuld, Wut und Trauer auslösen. Die Anforderungen des Alltags können als Überforderung und stetes Scheitern erlebt werden.
Eigene Bewältigungsversuche können unzulänglich oder unangemessen erscheinen.
In dieser Situation fühlen sich die Menschen oft mit ihren individuellen Belastungen und Schwierigkeiten allein gelassen. Sie vermissen bedarfsgerechte Unterstützung bei der Bewältigung und Verarbeitung dieser Schwierigkeiten.
Leistungen
Vor diesem Hintergrund versteht die AWO Krebsberatung sich als Anlaufstelle für alle Menschen, die zum Thema Krebs Information, Beratung, Begleitung, Weitervermittlung und andere Unterstützungsangebote suchen und in Anspruch nehmen wollen: Von einer Krebserkrankung Betroffene in den unterschiedlichen Phasen der Erkrankung; Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht oder die befürchten, erkrankt zu sein oder zu erkranken; Angehörige, Zugehörige, Nahestehende, Paare und Familien, die von einer Krebserkrankung betroffen sind.
Die Beratungen werden im Einzel/Paar und Familiensetting angeboten. Sie finden als persönliche Beratung in der Beratungsstelle, telefonische oder Videoberatung und in Form von Haus- und Klinikbesuchen statt. Dabei sind die Hausbesuche in einem Landkreis mit einem hohen Anteil älterer immobiler Menschen, denen viele Unterstützungsangebote verschlossen bleiben, von großer Bedeutung.
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt zumeist telefonisch, teilweise auch per Mail. Ein Rückruf erfolgt in der Regel innerhalb von ein bis drei Tagen, eine Terminvergabe innerhalb von einer Woche bis zehn Tagen, im Krisenfall noch am selben Tag. Termine werden flexibel vergeben.
Die Inhalte der Beratungen richten sich grundsätzlich nach dem Bedarf der Klient*innen, mit denen jeweils Anliegen und Ziele geklärt werden. Das Leistungsspektrum umfasst unter anderem informative Beratungen, Kriseninterventionen, Psychosoziale Beratung, sozialrechtliche Beratung und Unterstützung, Langzeitbegleitung, Sterbebegleitung und Trauerbegleitung.
Im Rahmen der psychosozialen Beratungen werden die Ratsuchenden bei der Bearbeitung und Bewältigung komplexer Problemlagen und Prozesse sowie der Klärung innerer und äußerer Konflikte unterstützt. Veränderungsprozesse werden initiiert und begleitet und eigene sowie systemimmanente Ressourcen aktiviert.
Die sozialrechtliche Beratung und Unterstützung dient der Leistungserschließung und Leistungsdurchsetzung im Bereich z.B. von Rehamaßnahmen, Schwerbehinderung, beruflichen Maßnahmen, Rentenansprüchen sowie finanziellen Hilfen.
Eine längerfristige Begleitung und Unterstützung bei chronischen/progredienten/rezidivierenden Verläufen wird in variablen Zeitabständen und Settings geleistet. Sie dient der Prozessbegleitung und Unterstützung bei der Anpassung an stetige Veränderungen bzw. Verschlechterungen. Sie soll dazu beitragen, die Betroffenen und ihr Umfeld zu stabilisieren und Belastungen abzufedern.
Die Sterbebegleitung – in der eigenen Häuslichkeit, im Krankenhaus oder Hospiz - sichert die Kontinuität einer verlässlichen, vertrauensvollen Beratungsbeziehung auch am Lebensende. Gemeinsam mit den Betroffenen binden wir familiäre und außerfamiliäre Systeme und Dienste ein.
Qualitätssicherung
Die Arbeit der Krebsberatung wird anhand eines Dokumentationssystemes (freinet) unter Wahrung des Datenschutzes dokumentiert. Die Ratsuchenden werden über die Schweigepflicht der Mitarbeitenden informiert und alle Beratungen auf Wunsch anonymisiert.
In freinet werden auch die jährliche Gesamtstatistik der Beratungen sowie einzelne Parameter erfasst. (siehe anliegende Auswertungen)
Monatliche Einzelsupervisionen dienen der Reflektion der Beratungstätigkeit und gewährleisten eine stete Weiterentwicklung der beraterischen Fähigkeiten auf hohem fachlichem Niveau.
Fortbildung: Teilnahme am „Hamburger Tag der Psychoonkologie“ (ganztätig, online Veranstaltung), regelmäßige Teilnahme an Arbeitskreisen (PSAKO-psychosozialer Arbeitskreis Onkologie in Kiel und Lübeck) und kollegialer Beratung.
Die Klient*innenzufriedenheit wird in anonymen Evaluationsbögen erfragt. (siehe anliegende Auswertungen)
Kooperation und Vernetzung
Die Beratungsstelle kooperiert regional und überregional mit medizinischen und sozialen Institutionen, Einrichtungen und Diensten. So werden Netzwerke geschaffen und erhalten und formelle und informelle Kontakte gepflegt.
Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit dient der Bekanntmachung des Angebotes sowie der Information über das Thema Krebs und seiner Enttabuisierung. Hierzu tragen regelmäßige Veröffentlichungen in den Printmedien und eine Internetpräsenz sowie die Verteilung des aktualisierten Flyers und die Veröffentlichung des Angebotes auf fachspezifischen Portalen bei.
In 2022 wude die Öffentlichkeitsarbeit, besonders in der 2. Jahreshälfte, wieder verstärkt intensiviert. So wurde z.B. die neue Mitarbeiterin (Start August 2022) in den Schönkirchener Nachrichten vorgestellt, die Homepage und die Faltblätter neu gestaltet und persönliche Vorstellungen bei den entsprechenden Schnittstellen und Netzwerkpartnern vorgenommen, die sich als besonders zeitintensiv gestalteten.
Veränderungen/Besonderheiten
Die Beratungen können in 2022 nun wieder auch im persönlichen Kontakt stattfinden, was von den Klien*innen auch zunehmend angenommen und als sehr entlastend empfunden wird.
Das Thema „Krieg in der Ukraine“ beschäftigt insbesondere die älteren Menschen sehr, und ist ebenfalls häufig Thema in der Beratung im Hinblick auf eigene Ängste und Reaktivierung alter Traumata.
Die Zahl der Neuanfragen ist nach wie vor noch niedriger als vor der Pandemie, aber in der 2. Jahreshälfte wieder merklich angestiegen.
Die Einarbeitung der neuen Kollegin gestaltete sich auf Grund ihrer langjährigen Berufserfahrung im Bereich der Onkologie in die entsprechenden internen Arbeitsabläufe und in die Beratung als sehr reibungslos, die Einarbeitung und Umsetzung in die von der GKV/PKV geforderten Qualitätsstandards nahm und nimmt jedoch noch relativ viel Zeit in Anspruch. Der Mitarbeiterwechsel wurde von den Klien*tinnen sehr gut angenommen.
Das Gruppenangebot war und blieb in diesem Jahr mehr oder minder vollständig ausgesetzt. Da das bereits über so lange Zeit der Fall ist, ist mittlerweile auch der schriftliche Kontakt sehr im Sande verlaufen. Für 2023 ist bereits ein neues Gruppenangebot (siehe oben) in Planung. Der genaue Start wird über die Homepage und über Printmedien noch bekannt gegeben.
Statistische Daten
Beratungsleistungen
2022 fanden 355 Beratungen (650,5 Beratungseinheiten, je 30 Minuten) statt. 44% der Beratungen wurden als persönliche Beratung in der Beratungsstelle, 35% als telefonische und 20% als Beratung in der eigenen Häuslichkeit geleistet. Alle Beratungen wurden von der Beratungsfachkraft geleistet.
Art der Beratung | ||||||||||||||||||||||||||
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Dauer der Beratungen
Die Beratungen dauerten im Mittel zwischen 60 und 90 Minuten. Komplexere Themen und Beratungen in größeren Settings benötigten teils auch deutlich mehr Zeit.
Dauer der Beratungen - Familien | |||||
Minuten | Anz. | % |
| Faktor | BE |
≥15 | 4 | 44.44% | x 0.5 | 2 | |
≥30 | 4 | 44.44% | x 1 | 4 | |
≥90 | 1 | 11.11% | x 3 | 3 | |
Summe | 9 | 9 |
Dauer der Beratungen - Klient*innen | |||||
Minuten | Anz. | % |
| Faktor | BE |
≥15 | 76 | 21.97% | x 0.5 | 38 | |
≥30 | 44 | 12.72% | x 1 | 44 | |
≥45 | 27 | 7.8% | x 1.5 | 40.5 | |
≥60 | 87 | 25.14% | x 2 | 174 | |
≥75 | 39 | 11.27% | x 2.5 | 97.5 | |
≥90 | 48 | 13.87% | x 3 | 144 | |
≥105 | 4 | 1.16% | x 3.5 | 14 | |
≥120 | 16 | 4.62% | x 4 | 64 | |
≥135 | 1 | 0.29% | x 4.5 | 4.5 | |
≥150 | 3 | 0.87% | x 5 | 15 | |
≥180 | 1 | 0.29% | x 6 | 6 | |
Summe | 346 | 641.5 | |||
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Tumorerkrankungen gem. ADT/GEKID
Über die Hälfte der Klient*innen war an Brustkrebs erkrankt. Das bildet zum einen die Häufigkeit der Erkrankung ab, zum anderen vermutlich den Wunsch bzw. die Bereitschaft, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. (erfasst sind hier nur die in 2022 neu aufgenommenen Klient*innen)
Anzahl der Nennungen
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Protokollthemen Klient*innen
Bei den insgesamt 355 Beratungen wurden 665 Protokollthemen benannt. Bei vielen Beratungen wurden demzufolge mehrere Schwerpunkte bearbeitet.
Innerhalb der Gruppierungen werden Mehrfachnennungen ausgezählt. | |||
Psychosoziale Beratung mit sozialer Schwerpunktsetzung | 276 | 41.5% | |
Psychosoziale Beratung (berufsgruppenübergreifend) | 246 | 36.99% | |
Unterstützung zur Inanspruchnahme von Sozialleistungen | 103 | 15.49% | |
Information | 14 | 2.11% | |
Psychosoziale Beratung in Bezug auf Kinder u. Jugendliche | 14 | 2.11% | |
Psychosoziale Beratung mit psychologischer Schwerpunktsetzung | 7 | 1.05% | |
Weitervermittlung | 4 | 0.6% | |
Krisenintervention | 1 | 0.15% | |
Summe | 665 |
Anliegen (nach BAK) – Klient*innen
Bei den insgesamt 355 Beratungen wurden 798 Anliegen benannt. Bei fast jedem Kontakt wurden demzufolge mindestens zwei Themenbereiche bearbeitet.
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Evaluation
Die Erfragung der Klient*innenzufriedenheit erfolgte mittels eine anonymen Befragungsbogens in zwei Parametern
In Freitextfeldern konnten zudem Dinge benannt werden, die den Klient*innen besonders gut (1) oder nicht so gut (2) gefallen haben. Während im zweiten Feld nichts benannt wurde, erwähnten viele Klient*innen besondere Zufriedenheit mit der Aufmerksamkeit, dem Verständnis und der Offenheit mit der ihnen in den Beratungen begegnet wurde. Des Weiteren wurden die Anregungen und die gemeinsame Erarbeitung von Veränderungen als besonders hilfreich benannt.
Presseartikel
In Schönkirchener Nachrichten Januar 2023
Neue Mitarbeiterin der Psychosozialen Krebsberatung in Schönkirchen
Claudia Artz
Mein Name ist Claudia Artz und ich bin seit August 2022 die neue Mitarbeiterin der Psychosozialen Krebsberatung der AWO in Schönkirchen. Von Beruf bin ich Dipl. Sozialpädagogin, habe eine Weiterbildung in systemischer Beratung und Therapie, bin ausgebildete Resilienztrainerin und habe im Januar 2023 die einjährige Weiterbildung zur Psychoonkologin begonnen. In meinem bisherigen Berufsleben habe ich fast 20 Jahre in einer Psychiatrischen Klinik gearbeitet und weitere 7 Jahre Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, in einer onkologischen Tagesklinik in Eutin begleitet. Daher ist mir die Arbeit mit an Krebs erkrankten Menschen sehr vertraut und sie liegt mir besonders am Herzen.
Gemeinsam möchte ich mit ihnen neue Wege im Umgang mit den Belastungen und Veränderungen, die im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen, erarbeiten. Ebenso unterstütze ich sie bei der Sicht auf neue Lösungswege und Perspektiven, mit dem Ziel – ihre Lebensqualität zu verbessern.
Für dieses Jahr ist ein spezielles Gruppenangebot geplant, in dem es Raum für das Thema „Innere Widerstandsfähigkeit in Krisenzeiten“ (auch Resilienz genannt) geben wird. Wir beschäftigen uns mit den Themen Stress, was Stress in unserem Körper auslöst, wie wir unsere Selbstwahrnehmung verbessern und unsere persönlichen Ressourcen gezielt einsetzen und verbessern können.
Meine Sprechzeiten sind Montag, Dienstag und Donnerstag – Termine nur nach Vereinbarung!
Telefon: 04348 9173-23
Ich freue mich auf Sie!